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Sonntag, 7. August 2011

Rezension: Andre Vieregge - Vox lunae

Andre Vieregge - Vox lunae


Ein Wolfmann geht um....

Klappentext:
Was hat der Mond in der Literatur zu suchen? Offenbar sehr viel. "Der Mond ist aufgegangen", flüstert uns fromm Matthias Claudias zu, und wir hören zu seinen Worten zu unvermeidlich wie wohltuend die populäre Vertonung von Johann Friedrich Reichard. Aber ist da nicht auch Anderes?
Wir schlagen in einem Motiv-Lexikon nach und erfahren, dass der Mond in der Literatur der Erweckung "unterschiedliche Empfindungen" dient, "die von melancholischen und sentimentalen bis zu bangen Ahnungen und zum Entsetzen" reichen. (Horst und Ingrid Daemmrich,1995). Wir schlagen in einem Lexikon zur Volkskunde nach, dem "Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens" (1927 - 1942) und stellen fest, dass dem Mond allein siebzig Spalten und nicht nur beruhigende, gewidmet sind: Zauberei und Hexerei, Gewalt und Mord geben sich ein Stelldichein im Mondenschein.
Was hat das mit uns heute zu tun? Andre Vieregge zeigt, dass Motive des Mythos und des Volksglaubens auf überraschende Weise neu gedeutet werden können. Er schreibt eine von Anfang bis Ende fesselnde Erzählung, die historisch präzis recherchiert ist und zudem Figuren und Texte des 13. Jahrhunderts genial einarbeitet. Seine Sprache ist raunend, beschwörend, bewusst archaisierend, anders als junge Autoren sich gemeinhin präsentieren.
Es lohnt sich, das Buch zur Hand zu nehmen und sich ihm hinzugeben. Lassen sie uns, furchtlose Leserinnen und Leser, denn eintauchen in die Welt des Mittelalters und hören auf den Ruf des Mondes. Vergessen wir aber nicht, Gott um seine Hilfe zu bitten.

Inhalt:
"Ich bin Zoltan der Schädelspalter.", donnerte seine Stimme durch die Nacht. "Mich interessieren weder eure kleinen Kinderspielchen um die Gnade Gottes, noch Reichtum oder sonst etwas, dass ihr nanntet. Ich will euch sagen, was einen Raubritter zu Taten treibt. Einzig der Hass ist es. Der Hass auf eure gottgewollte Ordnung. Wir brechen heraus. Niemand ist vor uns sicher. Vor uns erzittern die Menschen, die Tiere, ja selbst die Bäume und Berge."

Der Dominikanerbruder Gotthardt von Bamberg erhält einen Brief von seinem alten Studienkollegen Pfarrer Meinwerk in dem dieser um Hilfe sucht. Gotthardt folgt dem Ruf seines Freundes und muss schon auf der Reise zahlreiche Prüfungen bestehen. In dem kleinen Dorf angekommen, berichtet Meinwerk von seiner Vermutung, dass ein Mannwolf in den Wäldern sein Unwesen treibt...

Meinung:
Andre Vieregge hat mit "Vox lunae" eine Art historischen Fantasy-Krimi geschrieben, für mich wieder etwas ganz neues, aber ein durchaus interessanter Genre-Mix.
Gotthardt von Bambergs Geschichte spielt im 13. Jahrhundert und ist als eine Art Erlebnisbericht zu lesen. Die Sprache hat der Autor gekonnt der damaligen Zeit angepasst, und es wirkt einfach nur authentisch und richtig, auch wenn ich meine Probleme hatte mich anfangs in diese altertümliche Sprache einzufinden.
Vieregges Schreibstil ist aber, wenn man sich an die Sprache gewöhnt hat und die Abenteuer Gotthardts in Fahrt kommen, gut und flüssig zu lesen.

Gotthardt von Bamberg hat eine interessante, abenteuerliche und aufwühlende Reise vor sich. Er trifft auf brandschatzende und plündernde Raubritter und erliegt fast der Fleischeslust. Auch im Dorf angekommen verliert die Geschichte nicht ihre Spannung - eigentlich beginnt sie hier erst richtig. Gotthardt ist auf der Suche nach einem Mannwolf, nach dem Tier im Menschen, dass an die Oberfläche bricht. Und obwohl er denn Wolfsmann nicht direkt findet, trifft er auf andere tierischen und verkommene, abgrundtief schlechte Menschen. Es ist spannend mit Gotthardt zu kombinieren und herauszufinden, wer für den Tod der jungen Mädchen verantwortlich ist. Doch die Antwort ist schrecklich....

Das Buch enthält am Ende noch Übersetzungen der lateinischen Aussprüche, die im Buch vorkommen. Ebenso ein Nachwort von Prof. Dr. Wolfgang Biesterfeld (s.o Klappentext).

Eine interessante, aufwühlende Geschichte, ein umfangreicher Genre-Mix, jedoch mit einigen Längen und Schwachpunkten.

Wertung:
♥ ♥ ♥ (gute 3,5 Herzchen)

Für die Bereitstellung bedanke ich mich ganz herzlich bei der Edition Bärenklau!

Produktinformation:
Andre Vieregge - Vox lunae, erschienen 2003 bei mgverlag und Edition Bärenklau,
264 Seiten, 12,80 €

Samstag, 30. Juli 2011

Rezension: Mike Minnis - Stumpergasse 29: Eine Horrornovelle in der Tradition Lovecrafts

Mike Minnis - Stumpergasse No. 29: Eine Horrornovelle in der Tradition Lovecrafts


Historischer Hintergrund trifft auf düstere Fantasyelemente

Inhalt:
Georg Posch, Landschaftsmaler, sitzt in der Aufnahmeprüfung der Wiener Akademie der Bildenden Künste, als er dort ein bekanntes Gesicht bemerkt.
Einen blassen, geisterhaften jungen Mann mit einem kleinen schwarzen Schnauzbärtchen. Ein ehemaliger Mitschüler von Georg und seinem Freund Thomas, den sie immer wieder erniedrigt haben. Sie nennen ihn nur das Muttersöhnchen. Doch müssen sie feststellen, dass sich Adolf düsteren Machenschaften verschrieben hat, und sie für all die Demütigungen leiden lässt. Der Wahnsinn ist nah....

Meinung:
Mike Minnis hat eine interessante Geschichte geschrieben, eine mir bisher unbekannte Mischung aus geschichtlichen Hintergründen gepaart mit Fiktion und Fantasyelementen.
Ungewohnt? Definitiv! Schlecht? Nein!
Das Hörbuch trägt den Untertitel "Eine Horrornovelle in der Tradition Lovecrafts", dem kann ich teilweise zustimmen. Inhaltlich erinnert es mich nicht sehr an Lovecraft, aber die düstere Stimmung, die Erzähldichte und der Stil haben mich so manches mal an den Meister Lovecraft denken lassen.
Minnis beschreibt alles sehr detailliert und ausgeschmückt. Die Atmosphäre wirkt düster und erdrückend.
Mit dem Ende der Geschichte habe ich jedoch so meine Probleme. Es wirkt so undurchsichtig und wahnsinnig...obwohl Wahnsinn bei der Figur des Adolf H. natürlich sehr passend ist...

Uve Teschner spricht das Werk und macht er seinen Job wirklich sehr gut. Er liest langsam, klar und betont. Herr Teschner schafft es die Emotionen der Protagonisten an den Hörer zu vermitteln. Auch die österreichische Mundart gibt er perfekt wieder!

Das Cover ist genauso düster wie die Geschichte selbst. Im Hintergund sehen wir schemenhaft die Skyline einer Stadt und im Vordergrund ein menschliche Gestalt mit roten leuchtenden Augen!

Wer auf düstere, wortgewaltige Schauergeschichten steht, kann mit diesem Hörbuch nicht sehr viel falsch machen. Wer dann auch noch offen für experimentelle und neuartige Geschichten ist, wird großes Vergnügen haben.

Wertung:
♥ ♥ ♥ ♥ 

Für die Bereitstellung bedanke ich mich ganz herzlich bei Herrn Munsonius & der Edition Baerenklau

Produktinformation:
Mike Minnis - Stumpergasse No. 29: Eine Horrornovelle in der Tradition Lovecrafts
1 CD, 80 Min., 6,90 €

Montag, 4. April 2011

Rezension: Rolf Stolz - Das Haus auf der anderen Seite

Rolf Stolz: Das Haus auf der anderen Seite - Eine phantastische Kindheitsgeschichte mit einem Essay über Claus Sommerhage (1953-2003)

Inhalt:
"Großmutter, die den ganzen Abend noch nichts gesagt hatte, runzelte die Stirn. Sie sah mich scharf an, aber doch ganz freundlich und liebevoll. Dann sagte sie etwas, das keiner so ganz verstand: "Lasst den Jungen in Ruhe. Kinder und alte Leute sehen mehr als andere."

Alexander ist mit seiner Familie, die aus seinen Eltern, dem ältern Bruder und seiner Großmutter besteht, in ein anderes haus gezogen. Einsam und verlassen steht es in der Landschaft. Oder vielleicht nicht? Alexander sieht gegenüber, am anderen Ufer ein anderes Haus und Kinder, die dort spielen. Doch nur er kann sie sehen...
Eines Nachts schleicht er sich hinaus und macht eine Entdeckung...

Meinung:
Rolf Stolzes phantastische Kindheitsgeschichte "Das Haus auf der anderen Seite" ist die geschichte von einem Jungen mit einer sehr ausgeprägten Phantasie, oder mit einem sehr offenen Wesen. Offen für Neues und Unerklärliches.

Stolzes Schreibstil ist angenehm und leicht zu lesen. Der Autor versteht es dem Leser alles, die Begebenheiten und Landschaften, sehr bildhaft zu beschreiben, so dass man sie sich ohne Probleme vorstellen kann.

Doch in diesem Buch werden dem Leser zusätzlich auch noch Bilder geboten. Zahlreiche schwarz-weiß Illustrationen von Marina Volkova schmücken Rolf Stolzes Geschichte.
So wie die Erzählung die Phantasie des Lesers anregt, tun es die Bilder ebenfalls. Schemenhafte und dennoch detailreiche Illustrationen geben dem Leser die Chance mitzubestimmen, was er sieht.

Alexander ist der einzige Protagonist zu dem ich im Laufe der Erzählung eine Beziehung aufbnauen konnte. Er ist der Hauptcharakter dieser phantasievollen Geschichte, die den Leser mit dem Tod konfrontiert.

Das Ende der Erzählung ist sehr offen gehalten, so dass wieder einmal der Leser ran muss. Man muss nachdenken, der Leser wird dazu aufgefordert zu einem eigenen Ende zu finden und zu entscheiden, was Alexander gesehen hat oder haben könnte.

Am Ende des Buches befindet sich noch ein 6-seitiges Essay über das Leben, das Wirken und den Tod von Claus Sommerhage, einem engagierten Literaturprofessor. Es trägt den Namen "Anmerkungen zu einem Unbekannten."

Das Cover des Buches ist, wie die Illustrationen, von Marina Volkova gestaltet. Neben den typischen Farben schwarz und weiß, arbeitet sie hier auch mir rot und blau.

Eine wunderschöne Kurzgeschichte über die Kindheit, die uns Raum zum träumen und phantasieren bietet!

Wertung:
♥ ♥ ♥ ♥

Hier nun noch einige HInweise zum Autor und zur Illustratorin:

Der Autor Rolf Stolz, 1949 in Mülheim an der Ruhr geboren, lebt als Schriftsteller und Photograph im Bergischen Land. Er veröffentlichte einen Roman ("Der Gast des Gouverneurs in der Wand des Kraters", Weissach i. T. 2001),  mehrere Bänder mit Prosa (u.a. "Der Abschiednehmer", Freiburg i.B. 2002) und Gedichten (u.a. "Städte und Flüsse. Gedichte 1962 - 2000", Köln 2001: "Zellenberg" deutsch/französisch, Bertem/Belgien 2005) ferner Sach- und Kinderbücher.

Die Illustratorin Marina Volkova wurde 1964 in St. Petersburg geboren. Von 1981 bis 1987 studierte sie an der dortigen Muchina-Kunsthochschule. 1989 trat sie dem russischen Künstlerverband bei. Von 1982 bis 1996 arbeitete sie für Petersburger Verlage und illustrierte ca. 30 Bücher. Sie gestaltete zahlreiche CD-Hüllen und Firmenlogos. Zwischen 1989 und 1994 hatte sie etwa 20 Ausstellungen in Sankt Petersburg und Moskau. Seit 1996 lebt sie in Heidelberg.

Für die Bereitstellung dises Rezensionsexemplares bedanke ich mich ganz lich bei der Edition Bärenklau und Marten Munsonius!

Produktinfo:
Rolf Stolz - Das Haus auf der anderen Seite, erschienen bei Edition Bärenklau

Dienstag, 29. März 2011

Rezension: Die Kälte jenseits der Träume, Hrsg. Marten Munsonius


Die Kälte jenseits der Träume, Herausgeber Marten Munsonius


Anthologie voll skuriler und grauenerregender Horrorstorys


Meinung:
"Die Kälte jenseits der Träume", herausgegeben von Marten Munsonius ist eine Anthologie voll skurilen, spannenden und grauerregenden Geschichten.


Nachfolgend aufgeführte Erzählungen sind enthalten:

H.J. Alpers - Die Schuhe
Alfred Bekker & Marten Munsonius - Die toten Augen von Schmilka
Hubert Haensel & Marten Munsonius - Sind wir tot, bevor wir geboren werden?
Antje Ippensen - Blut und Bär
Julien Marsac - Tag und Nacht
Monika Niehaus - Sammler unter sich
Michael Siefener - Die Kälte jenseits der Träume
Rolf Stolz - Priester der Astarte
Uwe Voehl - Sternschnuppennächte
Ernst Vlcek - Der geduldige Buchhalter
Jörg Weigand - Die Rache der Wuchsfrau und
Karla Weigand - Die Versuchung des alten Popen

Die hier versammelten Autoren bestechen den Leser durch ihre unterschiedlichen, fesselnden und leicht zu lesenden Schreibstile.

Die Erzählungen in dieser Anthologie sind sehr unterschiedlich, einige bereiten dem Leser offensichtlichen Grauen und Horror, andere wiederum verbreiten das Grauen langsam und schleichend vor dem inneren Auge des Lesers. Man wird in erschreckende Alpträume gerissen, findet sich in den tiefsten Abgründen menschlichen Denkens wieder.

Die Vielfalt der hier zusammengetragenen Geschichten sorgen dafür, dass beim lesen garantiert keine Langeweile aufkommt. Von außergewöhnlichen und unerklärlichen Naturkatastrophen, Fantasyelementen, über durchgedreht Psychopathen bis hin zu purem unverfälschtem Hass ist alles vertreten.

Ein weiteres Highlight dieses Buches sind die schwarz-weiß Illustrationen von Björn Craig. Dieses Bilder lassen einen die Atmosphäre des Grauens noch etwas mehr spüren.

Und dieses Buch kann mit noch einer Besonderheit aufwarten: Es ist zweisprachig.
Umgedreht und auf den Kopf gestellt haben wir nun die französische Ausgabe "Le froid au-dela des reves" mit Übersetzungen zu allen Geschichten von Christine Ragu.

Das Cover des Buches zeigt ein Wesen mit großen, grünen Augen und scharfen Zähnen. Unten recht in der Ecke sehen wir eine Frau, die im Schlaf aufschreit.

Diese Anthologie ist für alle Freunde der Horrorliteratur empfehlenswert!
Subtiler Horror, der unter die Haut geht!

Wertung:
♥ ♥ ♥ ♥

Für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares möchte ich mich ganz ♥lich bei Marten Munsonius von
der Edition Bärenklau bedanken!!!!


Produktinformation:
Die Kälte jenseits der Träume, hrgs. Marten Munsonius, erschienen 2008 bei Edition Bärenklau
231 Seiten (120 deutsch/111 französisch), 10,00 €