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Samstag, 5. Januar 2013

Rezension: Daniel Höra - Braune Erde

Daniel Höra - Braune Erde

Eine erschreckende Geschichte über leider immernoch aktuellen Rassismus

Inhalt:
"Ich hörte ihre Schritte, ihren keuchenden Atem, ihre Versuche leise zu sein. Zwei Schatten schlichen um mein Versteck. Ich schloss die Augen und versuchte meine Angst ganz tief in meinen Kopf zu sperren. Ich wollte mir nicht ausmalen, was sie mit mir anstellen würden, wenn sie mich erwischten."
(S. 7)

Ben, dessen Eltern bei einem Unfall gestorben sind, lebt bei seiner Tante in einem kleinen mecklenburgischen Dorf. Doch Ben will am liebsten dort weg, im Dorf passiert nichts spannendes und auch mit seiner Familie kommt er nicht immer gut zurecht. Wie passend als dann die neuen Gutshofbesitzer ins Dorf ziehen....

Meinung:
Wieso habe ich bisher noch nichts von Daniel Höra gehört?
Das war wirklich die erste Frage, die ich mir gestellt habe nachdem ich dieses faszinierende Buch gelesen habe. Und damit es euch nicht genauso geht, werde ich euch jetzt "Braune Erde" vorstellen.

Daniel Höras Schreibstil ist einfach nur angenehm und sehr flüssig zu lesen - und auch seine Beschreibungen der Handlungen und des kleinen mecklenburgischen Dorfes sind sehr atmosphärisch gehalten.
Bereits nach ein paar Seiten war ich total versunken in Bens Geschichte und seinen Erlebnissen mit den neuen Gutshofbesitzern. Ja, ich war so sehr gefangen von "Brauner Erde", dass ich es in nur einer Nacht durchgelesen habe.
Dazu muss man aber auch sagen, dass seine Geschichte durch zwei zeitebenen sehr spannend aufgebaut ist. Man beginnt mit der Geschichte in der Gegenwart und erfährt zu allererst nur, dass ben vor jemandem auf der Flucht ist. Und dann wird die Geschichte erzählt, wie es so weit kommen konnte, und die Zeitabstände werden immer kürzer, bis sie ineinander fließen. Stilistisch und spannungstechnisch wirklich brillant.

Und auch bei den Charakteren treffen wir auf gut ausgearbeitete Protagonisten, die mich als Leserin zugleich angezogen, aber auch abgestoßen haben - und unserem Ben geht es genauso.
Ben ist nach dem Unfall seiner Eltern Waise und lebt bei seiner Tante, wo er sich nicht wirklich geliebt und verstanden fühlt. Bei den neuen im Dorf ist es allerdings ganz anders. Bei Uta, Reinhold, Freya und den Zwillingen Konrad und Gunter fühlt er sich vollwertig und verstanden, doch leider verschließt Ben vor der Realität seine Augen. Denn schon der Titel "Braune Erde" verrät dem Leser schon die inhaltliche Richtung des Romans. Die neuen Gutshofbesitzer sind nichts anderes als autonome Nationalsozialisten, die ihre Handlungen alle gut durchdacht haben und sich in dem kleinen Dörfchen gemütlich niederlassen wollen um das Zepter in die Hand nehmen und die anderen Dorfbewohner auf ihre Seite zu ziehen.

"Braune Erde" ist ein aufrüttelndes Jugendbauch, dass zum einen aufzeigt, dass das Thema Nationalsozialismus leider immernoch nicht vom Tisch ist und auch ganz ungeschönt beschreibt, wie man ohne es zu merken in den braunen Dunstkreis hineingeraten kann.
Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass Höras "Braune Erde" ganz wunderbar als Schullektüre machen würde!

Spannend, nervenaufreibend und einfach nur gut geschrieben - unbedingt lesen!

Wertung:
♥ ♥ ♥ ♥ ♥

Produktinformation:
Daniel Höra - Braune Erde, Oktober 2012 im Bloomsbury Verlag erschienen
300 Seiten, 8,99 €

Sonntag, 30. Dezember 2012

Rezension: Antje Wagner - Vakuum



Antje Wagner - Vakuum

Ein mystischer und spannungsgeladener Entwicklungsroman

Inhalt:
"Ein einzelnes Blatt Papier. Orangefarben.
Sie faltete es auf. Ein Frosch grinste sie an. Jemand hatte ihn in die linke obere Ecke gestempelt.
Sie las die wenigen Worte gleich mehrmals hintereinander.

Liebe Kora!
Du bist die Sonne, die nicht untergeht.
Sprich mit Fallersleben."
(S. 18)

Tamara, Kora, Leon, Alissa und Hannes:
Fünf Jugendliche, die miterleben wie die Zeit stehen bleibt. Fünf Jugendliche, die alle ein Geheimnis haben und fünf Jugendliche, die sich vor dem Nebel in acht nehmen müssen...

Meinung:
Ich hatte "Vakuum" jetzt schon etwas länger auf dem SuB liegen und nachdem ich das Buch gelesen habe bin ich auf der einen Seite traurig, dass ich solange gewartet habe bis ich "Vakuum" gelesen habe, aber ich bin auch genauso traurig, dass ich jetzt bestimmt wieder etwas länger auf ein neues Buch von Antje warten muss.

Den Schreibstil von Antje finde ich nach wie vor einfach wundervoll und ich muss sagen, dass sie sich mittlerweile zu einer meiner deutschen Lieblingsautorinnen gemauert hat. Ich finde ihre Ideen immer wieder erfrischend und neu - außerdem erleben ihre Charaktere immer wundervolle Entwicklungen, wie auch schon in ihrem absolut wundervollen Jugendroman "Unland", den ich euch, falls ihr ihn noch nicht gelesen habt, unbedingt ans Herz legen möchte.

Die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet, alle tragen ein Geheimnis mit sich. Ein Geheimnis, dem sie sich wohl oder übel stellen müssen um sich dem Nebel stellen zu können.
Der Nebel ist ja ein altbekanntes Spannungselement aus Grusel- und Spukgeschichten, dass hier ganz toll eingesetzt wurde. Die Stimmung in "Vakuum" ist sehr endzeitlich und trostlos, geheimnisvoll.
Stellt euch doch einfach mal vor wie es ist, wenn plötzlich alles liebgewonnene und gewohnte verschwindet. Die Zeit stehen bleibt und keine anderen Menschen mehr zu existieren scheinen. Also, ich will mir das nicht wirklich vorstellen.
Aber eines ist klar umso wichtiger ist der Zusammenhalt der Hauptprotagonisten, auch wenn es für sie schwierig ist fremden Jugendlichen zu vertrauen und denn Sinn zu entdecken.

Aber ich möchte eigentlich nicht noch mehr verraten. "Vakuum" ist ein faszinierendes Jugendbuch, dass mit dystopischen Elementen spielt, und doch so viel mehr als eine Dystopie ist. Für die Jugendlichen ist es eine Reise zu sich selbst - eine gefährliche, aber unbedingt notwendige.

Wenn ihr nun ein außergewöhnliches Buch lesen wollt, dass euch zu fesseln und zu gruseln vermag und immer wieder zu überraschen, dann nehmt "Vakuum" zur Hand - ihr werdet es bestimmt nicht bereuen. Vielleicht, nur ganz vielleicht, werdet ihr Nebel demnächst mit anderen Augen sehen....

Wertung:
♥ ♥ ♥ ♥ ♥

Für die Bereitstellung geht mein herzlichster Dank an Antje und den Bloomsbury Verlag!

Produktinformation:
Antje Wagner - Vakuum, 2012 im Bloomsbury Verlag erschienen
367 Seiten, 14,99 €


Freitag, 11. Mai 2012

Rezension: Sonja Heiss - Das Glück geht aus


Sonja Heiss - Das Glück geht aus 


Zehn Kurzgeschichten, wie das Leben sie schreiben könnte 

Meinung:
Sonja Heiss hat mit "Das Glück geht aus" eine wunderbare Kurzgeschichtensammlung geschrieben, die das Leben und seine Licht- und Schattenseiten ungewöhnlich ehrlich und direkt aufzeigt.


Folgende Kurzgeschichten sind in "Das Glück geht aus" zu finden:
Der Wal hinter dem Blitz
Panama
Sprich mit mir
Prinzessinnenschlaf
Drosophila
Teewurst
Das Beste
Hanni und Hanni
Touch me, touch me now und
Moonshine

Ihr Schreibstil ist offen und ehrlich, manchmal erschreckend und dann wieder herrlich lebensbejahend. Aber ich glaube Sonja Heiss ist keine Frau, die unbedingt Happy-Ends braucht, zumindest nicht in ihren Geschichten - aber wieso auch, das Leben ist halt kein Ponyhof!

Aber auch Humor ist in ihren Geschichten zu finden und wie ihr seht kann man auch mit einem Augenzwinkern zwischenmenschliche Beziehungen unter die Lupe nehmen.
"Vielleicht fehlen dir Mutterhormone."
"Ja, vielleicht, aber ich glaube nicht, dass man Mutterhormone schlucken kann."
Ihre Mutter hatte tränenfeuchte Augen. Du musst doch dein Kind abgöttisch lieben, das kann doch gar nicht sein. Jeder ist glücklich wie nie zuvor im Leben, wenn es rauskommt."
"Ich mag sie ja wirklich sehr gerne."
"Aber mögen, Hedi. Ich mag auch Toastbrot."
"Ich mag sie natürlich viel mehr als Toastbrot."
(aus "Das Beste", S. 109)
"Das Glück geht aus" ist ein Buch, das polarisiert. Entweder man mag ihre Geschichten, oder man kann wenig damit anfangen. Ich persönlich muss sagen, dass ich ihre Art zu schreiben und Geschichten zu erzählen sehr erfrischend und angenehm finde und euch diese kleine - aber feine - Geschichtensammlung gerne ans Herz legen möchte!

Wertung:
♥ ♥ ♥ ♥

Für die Bereitstellung meinen herzlichsten Dank an den Bloomsbury Verlag!

Produktinformation:
Sonja Heiss - Das Glück geht aus, 2011 im Bloomsbury Verlag erschienen
169 Seiten, 9,95 €

Dienstag, 1. Mai 2012

Rezension: Antje Wagner - Schattengesicht

Antje Wagner - Schattengesicht


Ein Buch wie ein Puzzle

Inhalt:
"Wir bekamen B nicht zu Gesicht. Aus irgendeinem Grund liefen wir uns nie über den Weg. Anfangs hatte mich das gewundert. Dann nicht mehr. So wie zwei Uhren in weit voneinander entfernten Ländern zwar in verschiedenen Stunden, aber dennoch im selben Takt ticken, so tickte auch unser Leben auf parallelen bahnen. Wir lebten unsichtbar nebeneinander her, und es machte mir Spaß, auf die Geräusche in der Wohnung nebenan zu lauschen."
S. 62

Milana und Polly sind eine Einheit, man kann sich den einen nicht ohne den anderen vorstellen - aber irgendetwas stimmt mit den beiden Frauen nicht. Milana und Polly sind auf der Flucht, sie leben in Abrisshäusern und versuchen nicht aufzufallen...

Meinung:
Was habe ich mich gefreut endlich wieder ein Buch von Antje Wagner in die Hände zu bekommen. Nach dem ich letztes Jahr im Sommer ihr "Unland" begeistert verschlungen habe, hatte ich nun natürlich auch hohe Erwartungen an "Schattengesicht".

Ihr Schreibstil ist wie ich es von ihr gewohnt bin angenehm und leicht zu lesen. Sie zeichnet mit ihren Worten ein detailliertes Bild, vielleicht sogar schon Psychogramm, von Milana und ihrer geheimnisvollen Freundin Polly.

Schon auf den ersten Seiten des Buches schaffte sie es meine Neugier zu wecken, denn Mila begegnet einem das erste Mal im Gefängnis - und diese Situation, dieser Handlungsort beschreibt die Gegenwart. Und von nun an beginnt man mit einer Reise in die Vergangenheit, bis hin zu Milas Kindheit. Auf dem Weg findet man ganz viele Puzzlestückchen die einsammeln und nachher zu einem großen Ganzen zusammensetzen muss.

Die Reise in Milas Vergangenheit war für mich als Leserin berührend, erschütternd und erklärend. Und während ich mich auf Spurensuche begab, keimten immer wieder zwei Gedanken in meinem Kopf::
"Nichts ist wie es scheint" und "Alles kommt anders als man denkt."

Mila und Polly haben mich beide sehr berührt und bewegt und zum nachdenken angeregt - vor allem Polly, gab mir immer wieder Rätsel auf.
Polly, die junge Frau, die für Aufsehen sorgt, sobald sie den Mund öffnet. Wieso ist das so?
Erst dachte ich nur an eine unangenehme Stimme, später einen Sprachfehler - meine Gedanken liefen in ganz viele verschiedene Richtungen.
Wie ihr seht haben die beiden mich ziemlich routieren lassen, aber grade das gefällt mir an Antjes Büchern auch so, sie gibt uns die Möglichkeit unserer Phantasie freien Lauf zu lassen.

Aber nicht nur Milana und Polly als Personen halten einen auf Trab, nein die ganze Geschichte lässt einen nicht mehr los, all die Gegebenheiten, Zufälle und Umstände, die zu der Ist-Situation führen, nehmen einen unweigerlich gefangen.

Wenn ihr Lust auf ein gut durchdachtes, spannendes aber ebenso geheimnisvolles Buch habt, dann solltest ihr "Schattengesicht" zur Hand nehmen!

Wertung:
♥ ♥ ♥ ♥ ♥

Für die Bereitstellung bedanke ich mich ganz herzlich bei Antje Wagner und dem Bloomsbury Verlag!

Produktinformationen:
Antje Wagner - Schattengesicht, erschienen 2012 bei Bloomsbury (2010 im Quer Verlag)
189 Seiten, 7,95 €